Die (fehlende) Sehnsucht nach Tiefe

Eigentlich wollte ich hier einen Eintrag dazu schreiben, warum wir Menschen uns so sehr nach mehr Tiefe sehnen. Aber ich muss zugeben, dass ich von den Gesprächen mit Fremden unterwegs überrascht wurde. Kaum jemand hat sich aktiv mit der Frage beschäftigt, ja die Frage hat kaum resoniert, ausser bei anderen Christen.

So habe ich mich eine Weile damit beschäftigt, warum so viele Menschen ihren Alltag leben können, ohne sich nach mehr zu sehnen. Und dabei sind mir einige Gründe durch den Kopf.

Erstens bietet uns unsere Gesellschaft heute sehr einfache Ablenkung von tieferen Fragen. Speziell Filme und Serien, aber auch Games, Bücher, Sport und die dauerhafte Flut an Nachrichten füllen unsere Zeit. Manchmal mag eines dieser Medien mehr Tiefgang haben, manchmal weniger. Aber fast ausnahmslos definiert das Medium das Thema, auch wenn wir denken, dabei eine Wahl zu haben. Kaum haben wir Zeiten, in denen wir ruhig sind, Gedanken nach gehen, sinnieren.

Menschen im Alltag: Sedat, 33, ist zufrieden mit dem was er hat. Er sehnt sich nach einer sicheren Umgebung und danach, keine Angst haben zu müssen. Für ihn bedeutet Tiefe, mit der Familie Zeit zu verbringen und Dinge wie Wandern, Shopping etc gemeinsam erleben zu können. Sedat ist Muslim und findet «Tiefe» darin, dankbar zu sein dafür was er hat. Den Armen zu helfen ist für ihn ein Teil davon. Für ihn ist Jesus ein weiterer Prophet, aber nicht der Sohn Gottes.

Zweitens führte der Materialismus zu einer simpleren Denkweise. Materialismus propagiert stark das Denken, dass hinter allen Dingen einfache Erklärungen zu finden sind. Nicht Mysterien und «Tiefe» sondern Primitiveres, Einfacheres als Erklärung. Nehmen wir zum Beispiel Liebe. Materialismus sieht Liebe als ein Resultat von sexueller Reproduktion. Liebe ist in dem Sinn nichts anderes als dem Erhalt der eigenen Gene dienlich. Diese Materialistische Denkweise ist mittlerweile tief in unserer Gesellschaft verankert, obwohl die aktuelle Physik nicht mehr von einem deterministischen Universum ausgeht. Determinismus wäre ein starkes Argument für Materialismus gewesen.

Menschen im Alltag: J., ca 30, ist glücklich mit seinem Leben. Er denkt, dass Tiefe dadurch zu Stande kommt, dass die Chemie zwischen zwei Menschen stimmt, also dass eine gewisse Seelenverwandtschaft vorhanden ist. J. glaubt an nichts. Er denkt zwar, dass es mehr gibt als er sieht, aber eigentlich ist es ihm egal. Er hat noch nichts erlebt, das ihn dazu bringt mehr zu glauben. Er sucht sich den Weg selbst, ohne Religion die ihm etwas vorgibt.

Drittens könnte ich spezifisch in einer «tiefen» Blase leben. Ich bin umgeben von Menschen, welche nach einem Sinn im Leben suchen oder welche zumindest bereit sind darüber zu diskutieren. Es kann aber natürlich sein, dass dies absolut nicht den durchschnittlichen Menschen abbildet.

Menschen im Alltag: S. und D. sind junge Männer, welche alles haben, was sie brauchen. Sie sind überzeugte Muslime und finden ihren Halt in ihrem Glauben. Als Beispiel für ein tiefes Thema nennen sie die Zukunft.

Viertens und als letzter Grund ist mir aufgefallen, dass der heutige Mensch erstaunlich nah an Gottes Idealbild lebt, auf jeden Fall oberflächlich. Viele Menschen haben eine Familie, kümmern sich um ein Stück Land (der Traum vom Eigenheim), erledigen eine sinnvolle Arbeit und leben an sich in Frieden. Das ist an sich gar nicht weit weg von dem was Gott mit uns Menschen vorhatte. Zwar fehlt da ein unglaublich wichtiger Teil, das Leben mit Christus, aber möglicherweise stellt das die meisten Menschen trotzdem gefühlt zufrieden.

Menschen im Alltag: H., D. und T. sind Freunde und reden zusammen höchstens ganz kurz über tiefe Themen. Sie sind sich einig, dass irgendetwas nach dem Tod kommt, ein Leben in einer anderen Form. Tiefe Themen sind für sie Freundschaft, Familie und Liebe. H. und D. sind christlich aufgewachsen, sind aber nicht sicher, ob Gott der christliche Gott ist. T. ist überzeugt, dass Allah existiert.

Für mich ist die Sehnsucht nach Tiefe ein weiteres Puzzleteil von Vielen. Ein weiteres Indiz darauf, dass es mehr gibt, als wir mit unserem Wissen und unserer Erkenntnis sehen können. Es deutet auf etwas Persönliches, Grösseres hin. Etwas das unser Sehnen stillen kann. Für mich kann das nur eine Beziehung mit dem Erschaffer dieses Universums sein, eine Beziehung zu Gott, meinem Vater, durch seinen Sohn Jesus.

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