Angst vor dem Tod

Jeder gesunde Mensch hat sie mal gehabt und jeden hat sie schon auch eine Weile beschäftigt; die Angst vor der eigenen Vergänglichkeit. Gerade in der jetzigen Zeit wurde die Frage nach der Bedeutung des Todes wieder aufgeworfen.

Sinn und Bedeutung des Todes hängt stark von dem Glauben der Person ab. Natürlich gibt es allerlei Formen und Schattierungen von Glaubensüberzeugungen, trotzdem habe ich im Folgenden einige simplifizierte Glaubensrichtungen zusammengefasst.

Für einen Atheisten sollte der Tod kein Problem darstellen. Schliesslich ist er davon überzeugt, dass er nur ein Haufen Materie ist und bei seinem Tod seine Moleküle einfach nur in eine andere Anordnung übergehen. Weder er, das Universum noch irgendetwas anderes kann sich echt um die spezifische Anordnung der Atome kümmern, es existiert ja nicht eine objektive Bedeutung hinter der Anordnung jener Atome. Wir wissen natürlich, dass kaum ein Mensch wirklich so denkt, auch wenn dies die rationale Folge des Glaubens an keinen Gott sein müsste.

Menschen im Alltag: Xuenan ist zwar der Überzeugung, dass Menschen nur aus Materie bestehen, trotzdem hat sie eine natürliche Angst vor dem Tod. Speziell fürchtet sie sich vor dem Nicht-existieren, vor ihrer eigenen Abwesenheit.

Einige Menschen glauben an viele Götter, viele Wahrheiten und nicht an eine absolute Wahrheit. Der Glaube an viele Götter, solange keine einzelne, zeitlose, allmächtige Gottheit existiert, ist eigentlich als eine Form Atheismus zu betrachten, denn solche Götter sind «nur» Wesen in unserer Zeit, mit begrenzter Macht und benötigen ihrerseits eine Erklärung ihrer Existenz und eine Rechtfertigung ihrer Moral. Meist verlangen solche Götter gute Werke zur Errettung der Seele, womit sich im Götterglauben niemand wirklich seiner Errettung sicher ist. Ausserdem kann eine solche Gottheit nichts garantieren, da sie keine absolute Macht über Raum und Zeit hat. Der Glaube an «viele Wahrheiten» ist ebenfalls vergleichbar mit einer atheistischen Sicht in dem Sinne, dass keine objektive Wahrheit existiert und somit auch kein objektiver Sinn der Todes.

Menschen im Alltag: Alex glaubt zwar an Reinkarnation und an einen potenziellen «Götterschock», ausgelöst durch Aliens, aber nicht an einen bestimmten Gott. Er sieht den Tod als Erlösung. Trotzdem würde er nicht sein Leben für jemanden geben, der ihm nicht nahesteht. Begründung: «Darwin». Alex glaubt gleichzeitig aber an Karma, somit an eine ausgleichende Gerechtigkeit des Handelns im Leben.

Viele Menschen glauben nicht an einen persönlichen Gott, sondern an «den da oben». Sie vertrauen darauf, dass sie «gut genug» waren in ihrem Leben und hoffen, dass die «höhere Macht» ein gutes Leben nach dem Tod für sie bereithält. Ich denke, die meisten Menschen gehören dieser Gruppe an, ob sie jetzt an Jahwe oder Allah glauben, spielt im Prinzip keine Rolle. Das Leben nach dem Tod hängt primär von ihrem Leben ab, wobei sie ganz unterschiedlich zu wissen glauben, was nötig ist, um die Gottheit zufrieden zu stellen.

Menschen im Alltag: Moritz ist ein älterer Herr und wäre schon fast verstorben. Ihn würde es nicht stören, bald mal von der Erde zu gehen. Er ordnet sich der katholischen Kirche zu und glaubt an eine «höhere Macht». Er denkt, die Corona-Krise wurde von dieser Macht ausgelöst.

Die letzte Sicht, die ich vorstellen möchte, ist meine eigene. Ich glaube an Gott im christlichen Sinn. Nur dass Gott für mich nicht «da oben» ist, sondern dass ich ihn persönlich kenne. Ich spreche oft mit ihm oder mit Jesus, der ein Teil von ihm ist. Ich vertraue darauf, dass ich nach meinem Tod bei ihm sein werde, nicht weil es «hoffentlich reicht», sondern weil er gesagt hat, dass das, was ich in diesem Leben getan habe, sicher nicht reicht . Und weil er aus Liebe zu mir meine Fehler ausglich, indem er mit seinem eigenen Leben bezahlt hat. Hat je jemand etwas Gewaltigeres gehört, als dass Gott sein eigenes Leben hingab, um uns fehlerbehaftete Menschen vor dem unendlichen Tod zu retten?

Jetzt also liegt das Leben nach dem Tod nicht mehr in meinen Händen, sondern in seinen. Und somit liegt auch die Sorge um mein Leben nicht mehr in meinen eigenen Händen.

2 Kommentare zu „Angst vor dem Tod

  1. ich frage mich manchmal, warum wir hier auf der Erde sind. Wieso soll ein allwissender liebender Gott uns mit einem freien Willen auf diese Erde senden, nur um mitansehen zu müssen, wie die meisten von uns sich falsch entscheiden und verloren gehen? Welch liebendes und lebenschöpfendes Wesen kann so etwas ertragen?
    Ich, die ich Gottes Liebe nur im entferntesten erahnen kann, kann diese Vorstellung nicht ertragen.
    Warum soll ich ausgerechnet zu den Erlösten gehören? Und ein anderer nicht? Nur weil ich glauben kann? Wer hat denn den Glauben in mir bewirkt?
    Sind wir nicht alle gleich vor Gott? Menschen die über diese wahnsinnige höllenschöne Erde gepilgert sind? Ein jeder auf seinem ganz persönlichen Weg, den Gott ihn gehen liess?
    haben wir nicht alle unser Zuhause woanders und wollen wir nicht alle dorthin zurück? Ob wir es wissen oder nicht…
    Fragen über Fragen, die mich hin und wieder beschäftigen
    Grundsätzlich aber vertraue ich vollends der Liebe Gottes, die alles übersteigt, was jemand jemals auch nur gedacht hat….
    herzlich Brig

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    1. Hoi Brig
      Die Natur des freien Willen ist für uns Menschen nur schwer zu verstehen. Ein freier Wille für oder gegen Gott ist nur dann ein freier Wille, falls wir hinter der Entscheidung nicht weitere Gründe finden können. Warum sich Menschen also für oder gegen Gott entscheiden, ist mir ein Rätsel. Dass es nicht aus unserer eigener Kraft geschieht ist mir hingegen ziemlich klar.
      Zur Natur des freien Willen habe ich auch einen Text in Planung. Ich denke genau dort liegt die Antwort auf deine Frage…
      Lieber Gruss
      Stefan

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